Hartera – das kroatische Berghain?

Liebe kroatische Mitleser: Wer vor EasyJet/RyanAir/Eurowings nicht schreiend davonläuft und elektronische Musik mag, war vermutlich schon einmal im Berliner Berghain. Für alle anderen: Das ist ein berüchtigter Technoclub in einem ehemaligen Heizkraftwerk, in den nur reinkommt, wer schwarz trägt, schlechte Laune hat und beim achtstündigen Warten in der drei Kilometer langen Schlange keine Currywurst isst und dabei Selfies macht.

Aber wir sind ja hier – Gott sei Dank – in Rijeka. Nicht in Berlin.

Meine erste Assoziation aber war das Berghain, als ich mich auf dem Gelände der früheren Papierfabrik Hartera umgeschaut habe. Die ist seit 2005 außer Betrieb – und die verlassenen Industriebauten beliebt bei den Rijekern.

Immer wieder finden hier Technonächte statt. Außerdem lieben Filmcrews die verfallenen Gebäude. Eine Amazon-Serie nach Stephen Kings Der dunkle Turm wurde dort 2019 gedreht.

An lauen Sommerabenden machen die Rijeker gerne Yoga auf den Dächern der alten Hallen. Am Wochenende gibt es Flohmärkte für Kinder. Graffiti-Künstler können sich hier austoben (wenn sie noch Platz finden), Skateboarder auch, und Kletterer hängen hier schon auch mal an den schroffen Karstwänden rum.

Samstagnachmittags sieht man: Eltern mit Kindern, Grill mit Würsten, Männer mit Rastas, Frauen mit Dutts, Dosenbier, Skateboards, Dosenbier.

Und durch die verdreckten Scheiben verlassener Werkstätten ein Pin-up-Girl.

Nur für Leser über 18 mit guten Augen: Ein alter Kalender mit Brüsten.
Hier man will lieber nicht alleine rein. Eher schon mit Stephen King.
So ähnlich wie auf den Straßen in Berlin-Neukölln.
Verfallspoesie: Dreck mit Grün / Grün mit Dreck
Doch, ja, es ist immer noch Kulturhauptstadtjahr!
Durch viele Tunnel muss man hier.
Skaterparadies
Graffitiparadies
Läuft man bis zum Ende kommt man ins Grüne, immer entlang am Ufer der Rječina.
Drüber dröhnt allerdings die Ringbahn.

Beim Verlassen des Geländes stieß ich noch auf zwei Grüße zum Abschied:

Gruß 1: Eher nicht so nett.
Gruß 2: Eher nett

9 Gedanken zu „Hartera – das kroatische Berghain?“

  1. – Drei Worte, die man in jeder Sprache kennen sollte,
    – ein Bikini-Schnapsglas, das sich nicht unverfänglich anfassen lässt
    – und nun eine kroatische Ausgabe vom Berghain:
    Es macht so viel Spaß diesen Blog zu lesen. Vielen Dank dafür.

    Aber: Trotz intensiven Starrens und auch weit über 18 seins: Auf dem Foto sind einfach wirklich keine Brüste zu sehen!

    1. Liebe Kristin, links unter der Uhr, da hängt der Kalender, schemenhaft, zugegeben, und vielleicht besser so … Wenn mir allerdings nochmal ein solches Schnapsglas begegnet, werde ich es für dich mitgehen lassen, versprochen!

  2. So viele tolle Details (auch wenn ich die Brüste nicht sehe)! Und so witzige Kommentare!
    Was für eine vielseitige Stadt – und was für ein Spaß, darüber zu lesen!

  3. Liebe Alexandra,
    bekommt man auch ein Schnapsglas, wenn man die Brüste sieht? 😉
    Und wie die anderen schon sagten, Deine witzigen Kommentare und die vielen Details sind einfach herrlich!!
    Ich muss unbedingt mal nach Rijeka…

    1. Liebe „Sissi“, Schnapsgläser gibt’s nur für Freundinnen, Tanten hingegen bekommen Schnapsflaschen. Ist ok, oder?

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