Ein Anruf in Slawonien

Die deutsche Minderheit in Rijeka ist überschaubar: Laut dem letzten Zensus (von 2011) liegt die Zahl bei 45. In ganz Kroatien sind es rund 3000 Menschen – die meisten von ihnen leben in Slawonien rund um die Stadt Osijek. Früher, auf Deutsch, hieß sie Esseg. (Oder Essegg. Oder Essek.)

Wie sind die Deutschen da gelandet? Und wie ist ihre Situation heute?

Osijek, Foto: Damir Rajle
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Tito, Koki, ich – und alle anderen

Österreichisch-ungarische Doppelmonarchie, italienischer Faschismus oder sozialistisches Jugoslawien: Rijeka hatte seit dem Mittelalter verschiedene Staatszugehörigkeiten – nicht immer freiwillig. In Reportagen spüre ich den unterschiedlichen Epochen nach. Heute: Ein Vogel, der Jugoslawien überlebt hat.

Tito ist seit 40 Jahren tot, aber Koki lebt. Koki ist 62 Jahre alt, hat hellblaue Augen und weißgelbe Federn. Der Kakadu war einst ein Geschenk des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Tito an seine Enkelin Aleksandra. Heute lebt der Vogel auf den Inseln Brijuni, wo ihm unzählige Touristen jeden Tag das Wort Tito entlocken wollen. Oder wenigstens Koki. Zeit für einen Besuch. Bei Koki. Und bei Tito.

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Manchmal hilft ein Kakadu

Früher war nicht alles besser, aber früher war Tito, früher war Jugoslawien.

Zumindest hier in Rijeka.

Und ich habe lange überlegt, welche Reportage ich über diese Zeit schreiben will. Wie bringt man so viele unterschiedliche Völker und Landesteile in eine lesbare Geschichte? Einen Staat, der in gleich mehreren Bürgerkriegen zerfiel, über deren historische Darstellung sich die Betroffenen bis heute streiten?

Die Antwort lautet: Leider gar nicht.

(Nicht im Rahmen dieses Blogs jedenfalls.)

Die Antwort lautet aber auch: Indem man einen Vogel nimmt.

Genauer gesagt: einen Kakadu.

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Aber auf den dritten Blick

Rijeka besticht nicht auf den ersten Blick, auch nicht auf den zweiten.

Aus: „Europa erlesen: Rijeka“
Anthologie zu Rijeka, erschienen im März 2020 im Wieser-Verlag

Diese hübsche Anthologie dreht sich rund um Rijeka und zeichnet nicht immer ein schmeichelhaftes Bild von der Stadt. Aber die Worte der Herausgeber gehen natürlich weiter:

Rijeka besticht nicht auf den ersten Blick, auch nicht auf den zweiten. Doch wer tiefer blickt und in die Geschichte der Stadt eintaucht, dem tut sich ein erstaunlicher Mikrokosmos auf.

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Treffen sich zwei Stadtschreiber (1)

Bei Zoom braucht man keinen Mundschutz, nur eine Flasche Club Mate (in Berlin) und ein Glas Whiskey (in Dundalk): Letzte Woche habe ich mich per Videocall mit Marcel Krueger getroffen, dem letztjährigen Stadtschreiber. Marcel hat 2019 im Auftrag des Deutschen Kulturforums östliches Europa fünf Monate aus dem polnischen Olsztyn/Allenstein gebloggt.

Zehn Fragen wollte jeder für den anderen vorbereiten, um dann jeweils einen Text über die Begegnung zu schreiben – Bedingung: nur eine Frage durfte mit Corona zu tun haben. Die Fragen haben wir bald vergessen, das Gespräch ging aber fast zwei Stunden. Mein Text dazu kommt morgen, hier ist Marcels:

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Möwen in Slow-Motion und betrunkene Journalisten: Die Rijeka-Serie »Novine«

Hätte mich jemand gefragt, hätte ich nicht geglaubt, dass es auf Netflix kroatische Fernsehserien gibt. Nun, kroatische Fernsehserien gibt es auch nicht, aber immerhin eine. Und die spielt in Rijeka! Vier Jahre ist die erste Staffel von Novine alt. Im März startete in Kroatien die dritte Runde, auf Netflix sind die ersten zwei Staffeln unter dem Titel The Paper zu sehen. Die habe ich mir natürlich angesehen. (Auf Kroatisch mit deutschen Untertiteln!)

Möwen in Slo-Mo am Hafen: Szene aus der Rijeka-Serie Novine auf Netflix
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