Das Virus und die Kunst

Ich kann das Wort Coronavirus eigentlich nicht mehr hören, aber wer kann das schon? Und was ist jetzt eigentlich noch in Rijeka als Kulturhauptstadt los?

Nicht nur Janko Polić Kamov muss inzwischen wieder Mundschutz tragen. (Zwischenzeitlich war die Maskenpflicht hier mal gelockert worden.)

Rauchen und Trinken geht auch mit Maske.

Vieles findet im Freien statt. Es gibt immer wieder Konzerte und Performances, das Nationaltheater macht weiter mit seinem Programm, und die meisten Museen sind geöffnet – auch das für Moderne und Zeitgenössische Kunst.

Aber auch wieder eröffnet steht es irgendwie noch im Zeichen von Corona:

Italienische Künstler haben Kurzvideos eingeschickt über ihre Zeit in der Quarantäne, die in Italien ja besonders lange und besonders streng war.

Löffel auf der Nase statt im Mund
Den Frühling selbst herbei tanzen

Die beiden Bilder mögen witzig wirken. Aber ich muss sagen, dass die Schau in der Summe deprimierend und damit ausnahmsweise mal wirklich zeitgenössisch war (ein ansonsten inflationär gebrauchtes Wort in der Kunst).

Ein Künstler versucht, in seiner Garage zu fliegen. Ein anderer schält eine Orange, während im Hintergrund Klaus Kinski im Fernseher zu sehen ist. Eine Frau filmt jeden einzelnen Morgen, an dem sie ihre Balkontür öffnet und wieder schließt. Und eine andere tanzt irgendeinen online angeleiteten Tanz nach.

Vielleicht haben wir nicht alle versucht, in unseren Garagen zu fliegen.

Aber das Monotone und das Repetitive dieser bleiernen Wochen in diesem Frühling haben die Videos gut eingefangen, so dass man sich damit identifizieren kann. Und es bleibt die Frage: wird es im Herbst noch mal so?

Hoffentlich nicht.

Bis dahin hilft vielleicht – trotz allem! – Humor, den auch das Museum in Rijeka nicht zu verloren haben scheint: Dieses Bild hat es auch wegen Corona in die ständige Ausstellung geschafft, hat mir eine Mitarbeiterin verraten.

Man denkt natürlich gleich an die verpassten Friseurtermine und die herausgewachsenen Frisuren in diesem Frühjahr.

Das Bild ist aber schon von 1978 und von Vladimir Gudac.

Es heißt: Making Women Male Hairstyles.

Und die Corona-Videos werden ab morgen von einer neuen Schau abgelöst: Darin geht es um die Neunziger Jahre in Rijeka. Und auch darum, wie sich die Jugoslawienkriege auf die Kunst ausgewirkt haben.

Das Ganze ist bis Oktober zu sehen – ich werde berichten.

2 Gedanken zu „Das Virus und die Kunst“

  1. Liebe Alexandra,
    auf den Bericht zu den Auswirkungen der Jugoslawienkriege auf die Kunst bin ich gespannt. Mein Freund, der Maler Rok Zelenko aus Groznjan/nahe Buje auf Istrien hat damals, bevor es richtig los ging, schon ein sehr verstörendes Bild einer kriegszerstörten Stadt gemalt. Seine Vision wurde leider wahr und das Künstlerdorf Groznjan hat sehr unter den Kriegen gelitten, weil es davor ein Begegnungsort von Künstlern aus ganz Jugoslawien war. Das Dorf hat aber auch heute noch mit seinen KünsterlerInnen seinen Reiz. Vielleicht fährst du mal dorthin, es lohnt sich.

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