Vor ein paar Wochen ist eine Klitoris im Superhelden-Cape vor Rijekas Rathaus hin- und hergerannt. Im Kulturhauptstadtjahr ist alles möglich!
Das Ganze war Teil einer feministischen Performance. Und das hübsche Kostüm stammt von der Künstlerin Tanja Blašković, die ich bald darauf getroffen habe.
Tanja (28) kommt mit Kevin (6) zum Interview. Kevins Pony ist so lang, dass ich Tanja erstmal zu ihrem Hund befrage. Er muss nicht zum Hundefriseur, sondern bekommt seinen Pony von Tanja geschnitten. Sie duscht ihn auch regelmäßig, weil sein Fell so schnell schmutzig wird. Für Instagram hat Kevin nicht viel für übrig – jedes Mal, wenn Tanja sich ihrem schlafenden Hund nähert, um ein hübsches Foto zu machen, wacht er auf und verweigert sich.
Es ist auch mir nicht gelungen, Kevin zu einem Blick in die Kamera zu bewegen.
Viel wichtiger ist aber ohnehin, was Tanja alles macht: Sie näht nämlich nicht nur, sie recycelt auch Plastik und zeigt in Workshops, was man daraus alles basteln kann.
Außerdem zeichnet sie und macht Wandbilder mit der Nadel – eine Mischung aus Sticken und Knüpfen.
Viele Tiere sind dabei zu finden: Vögel, Katzen, Leoparden, Hunde – und immer wieder Menschen, die Tiere umarmen.
Tanja sagt: When people love animals they don’t expect anything back. They should love people the same way.
Beigebracht hat sie sich das alles selbst: It doesn’t have to be perfect, I like it when things have little flaws, when you see it is handmade.
Tanja stammt aus Pazin in Istrien, hat in Rijeka Kunstpädagogik studiert und ist danach in Rijeka geblieben. Als Lehrerin möchte sie nicht arbeiten (too much bureaucracy), lieber als freiberufliche Künstlerin. Irgendwann möchte sie auch mal länger im Ausland leben: I can make myself everywhere home and work from everywhere.
Neben Tieren sind ihre Motive auch oft Frauen – und zwar normale Frauen mit Frauenbäuchen, keine unrealistisch schlanken Frauen, die in der Modewelt immer noch als Norm verkauft werden.
Ist es dir wichtig Frauen so zu zeigen, wie sie sind – keine perfekten Körper, sondern normale?
TANJA: Ich habe immer normale Körper gezeigt, kleine Bäuche, Cellullite. Ich habe nie versucht, „perfekte“ Frauen zu zeichnen, sondern einfach natürliche. Ich sehe so aus, alle, die ich kenne, sehen so aus. Als ich bei einem Projekt mal einer Schuldirektorin einen ersten Entwurf gezeigt habe, hat sie gesagt: Was für eine Frau soll das sein? Das ist ja eklig! Keine Brüste, hässliche Klamotten …
Wo würdest du sagen steht Kroatien mit Blick auf den Feminismus?
TANJA: Feminismus ist hier immer noch ein „schlechtes“ Wort. Ich habe jedenfalls aufgehört online irgendwelche Debatten zu lesen, wenn es um feministische Fragen und Themen hier geht, es ist einfach zu schrecklich.
Auch in der Kunstszene habe ich oft das Gefühl, dass ich weniger ernst genommen werde als Männer. Ich bekomme zwar viele Reaktionen von anderen Frauen auf die Sachen, die ich mache, aber selten von Männern.
Manche finden vielleicht naiv, was ich mache, aber mir ist es wichtig Probleme und ernste Themen auf eine leichte und auch ästhetische Weise anzusprechen.
Was inspiriert dich?
TANJA: Oft tatsächlich Fotografien, ich folge online unterschiedlichen Fotografen und sehe mir ihre Portfolios an. Ich habe jedenfalls keine Routine, jeder Tag ist anders. Eine meiner letzten größeren Arbeiten war: friends in quarantine. Ich habe meine Freunde während des Lockdowns gebeten, mir Fotos von sich in ihrem Alltag zu schicken. Daraus habe ich Zeichnungen gemacht und aus denen wiederum Wandbilder.
Tanjas Instagram-Account gibt noch mehr Einblick in ihre Arbeit. Und verkauft werden die Werke bei Etsy.
Schöner Bericht die Kunst erinnert so an Pop Art, Spontan fällt mir da der Trickfilm Yellow Submarine ein…