Drei Fragen (6): Zoran Herenda

Wer nach Rijeka kommt, landet irgendwann am Hafen, und am Hafen sieht man es sofort: Dieses weiße Schiff mit den riesigen roten Buchstaben RIJEKA2020.

Tatsächlich dachte ich zuerst: Aha, das ist das Büro der Kulturhauptstadt-Organisatoren! Aber das Schiff ist ein Hotel, eine Bar, ein Restaurant – und das schon lange. Die roten Buchstaben sind Werbung, und in diesen tristen Coronazeiten wirken sie mittlerweile wie eine Erinnerung: Es ist immer noch Kulturhauptstadtjahr.

Also, rauf aufs Boot auf einen Drink mit dem Barkeeper!

Zoran Herenda, 33, läuft schnell und lacht viel. Perfekte Voraussetzungen für einen Job in der Gastronomie. Als ich ihn bei meinem ersten Besuch frage, ob ich wiederkommen könne, um ihn zu interviewen, ruft er fröhlich: Yes, I am always here!

Zoran lebt auf dem Boot. Und Zoran liebt seinen Job.

Nicht mal eine bayerische Reisegruppe kann ihn erschüttern.

Zoran: Dober dan!

Mann: Servus!

Als ich mich über die ignoranten Bayern aufrege, erklärt er mir, dass doch alle Touristen immer davon ausgingen, dass die anderen sie schon irgendwie verstünden. Die Italiener zum Beispiel seien da keinesfalls besser als die Deutschen …

Gut für Zorans Gäste: er spricht Englisch, Deutsch, Italienisch, ein bisschen Spanisch, natürlich Kroatisch. Das Interview muss schnell gehen, fünf Minuten, der Service muss laufen. Sitzen ist Zoran nicht so recht gewöhnt, scheint mir.

Für mich also einen Pelinkovac auf Eis, kroatischer Schnaps, den hier in Rijeka alle trinken, und für Zoran eine Zigarette und ein Weißwein mit Eiswürfeln. Oder ein Wasser mit Eiswürfeln? Ich war nicht sicher. Und habe vergessen nachzufragen. Vermutlich abgelenkt vom Ausblick.

Wie ist es in den Zeiten von Corona hier zu arbeiten?

Zoran: Es ist hart, weil wir nicht so viel Freiheit haben wie sonst. Wir waren eineinhalb Monate geschlossen, jetzt geht es weiter, aber wir sind vorsichtig. Gerade gibt es noch keine Vorschrift mit Maske zu arbeiten, das könnte sich ändern.

(Zwei Tage nach unserem Interview wurde die Maskenpflicht für Geschäfte und Restaurants eingeführt.)

Kommen denn noch oft Leute her und fragen nach dem Kulturhaupstadtjahr? Es steht immerhin in riesigen Buchstaben auf dem Schiff …

Zoran: Ja, aber das ist eigentlich kein großes Thema mehr. Mit dem Virus ist es schwer geworden.

Was bedeutet es für dich persönlich, dass Rijeka Kulturhauptstadt geworden ist?

Zoran: Ich war stolz, als ich davon gehört habe. Es ist eine gute Sache, für die Stadt und für die Menschen, die hier leben. Rijeka hat so viel Kultur und steht für Freiheit und Toleranz, es ist die toleranteste Stadt in Kroatien.

Das höre ich übrigens immer wieder, darauf kann man immer wieder einmal einen Pelinkovac trinken.

Und auf das Kulturhauptstadtjahr natürlich.

Es ist noch nicht vorbei!

Ein Gedanke zu „Drei Fragen (6): Zoran Herenda“

  1. Schönes Interview,
    die Umstände (Corona usw.) sind nun mal so wie sie sind.
    Also das Beste draus machen….und die herrliche Umgebung wahrnehmen und genießen.

    LG

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